Bericht in der Volkszeitung von Max Tinner:
Die Harmonie rockt
Lederjacke statt Uniform, Stirnband statt Krawatte, Pop statt Polka, Rock statt Marschmusik: Der Musikverein Harmonie macht an seiner diesjährigen Abendunterhaltung (fast) alles anders als sonst.
Max Tinner
Die eine oder andere Pop- oder Rockkomposition hat heute wohl jeder Musikverein in seinem Repertoire. Die Harmonie Oberriet hat aber zusammen mit ihrem Dirigenten Stefan Zeller für ihre diesjährige Unterhaltung gleich ein ganzes Abendprogramm mit solcher Musik einstudiert. Seit selbst grosse Symphonieorchester solche Konzerte geben, darf sich ein Blasmusikverein getrost trauen, ein Programm ganz ohne Polka zu bieten. Ganz auf Marschmusik verzichten wollte die Harmonie allerdings doch nicht, womit auch den Vorlieben allfälliger Traditionalisten im Publikum Genüge getan wurde. Die Märsche kamen aber amerikanischpompös daher und passten damit durchaus ins Rockprogramm.
«Der erste Stich tat weh»
Passend zum Thema waren beim Eingang schwere Bikes der bekannten amerikanischen Kultmotorradmarke aufkolonniert. Man habe etwas Neues wagen wollen, erklärte Vereinspräsident Mario Fritz, der in Lederweste statt in Uniform und mit wilder Rockermähne statt gepflegtem Musikantenhaarschnitt auf die Bühne getreten war. Bei den Proben habe er sich zwar gefühlt wie beim Tätowierer: der erste Stich – er deutete auf seine Unterarme voller Tattoos – habe etwas weh getan, das fertige Werk habe aber umso mehr Freude bereitet. Bei genauem Hinsehen erkannte man allerdings, zumindest aus den ersten Reihen, dass Fritz lediglich ein Shirt mit Tattooprints trug – womöglich hatte ihn bei den ersten Proben eine vergessen gegangene Stecknadel gepiekst.
Für den Einstieg hatte die Harmonie ein Medley aus Deep-Purple-Melodien gewählt – ein bombastischer Start, der in den grössten Hit der Band mündete, «Smoke on the Water». Das machte Lust auf mehr. Was man auch bekam, etwa mit «Hotel California» von den Eagles und mit «Back in Black», einer Hommage an AC/DC. Zwischen den Rocktiteln gab es auch Pop. Beispielsweise «Purple Rain» mit Nico Arn als Oberrieter «Prince»: Die Harmonie hat den Comedian und Musiker als Moderator – und eben auch als Gesangssolisten verpflichtet. Auch Michael Jackson wurde musikalisch die Reverenz erwiesen. Besonders zum Ausdruck kam das Können – und die Leidenschaft der Musikanten für ihre Musik – bei Titeln mit ausgeprägten Tempowechseln wie im Queen-Hit «Don’t stop me now». Oder während der Einlagen hervorragender Solisten, etwa in Stevie Wonders «Sir Duke».
Wechsel an der Spitze der Nachwuchsformationen
Vor dem Aktivverein spielten die Beginnerband, unter der Leitung von Markus Zäch, und die Jungmusik, dirigiert von Andrin Lüchinger. Letzterer wird den Dirigentenstab Ende Jahr aus beruflichen Gründen weitergeben. Harmonie-Präsident Mario Fritz bedauert dies: Dank Lüchinger habe die Jungmusik in den letzten vier Jahren grosse Fortschritte gemacht; die Harmonie werde beim Übertritt der Jungmusikanten in den Aktivverein viel davon profitieren. Ebenfalls ihren Rücktritt eingereicht hat Melanie Wüst, Obfrau von Beginnerband und Jungmusik. Auch ihr verdanke der Verein viel, betonte Fritz.
Nicht weniger als 58 Schülerinnen und Schüler habe sie ebenfalls während der letzten vier Jahre bewegen können, den Nachwuchsformationen der Harmonie beizutreten. In ihrem Fall ist die Nachfolge bereits geregelt: Sandra Schmid und Marie-Theres Lüchinger werden sich die Aufgabe künftig teilen.
Hinweis
Es gibt noch eine zweite «Rock Night»: Am nächsten Samstag, 24. November, führt der Musikverein Harmonie seine Musikunterhaltung ein zweites Mal auf mit Beginn wiederum um 20 Uhr. Zutritt zur Mehrzweckhalle Burgwies und Festwirtschaft mit warmer Küche ab 18.30 Uhr.